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Leona Lynen

Strategiebeirat der Smart City Berlin

Im Prozess zur Entwicklung einer Smart City Strategie für Berlin nimmt der Strategiebeirat eine Schlüsselrolle ein. Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung begleiten den Prozess als Mitglieder des Gremiums. Leona Lynen ist einer dieser „Smarten Köpfe“: Sie ist Vorständin der ZUsammenKUNFT Berlin eG, dem zivilgesellschaftlichen Partner in der Entwicklung des Modellprojekts Haus der Statistik am Alexanderplatz. Seit 2019 ist sie auch Partnerin im Team stadtstattstrand, das Menschen kreatives Handeln im urbanen Raum ermöglichen möchte. Leona Lynen ist außerdem Beiratsmitglied der Smart City Strategie der Senatskanzlei Berlin und des Modellprojekts Radbahn Berlin. Durch ihren fundierten Hintergrund ist sie es gewohnt, auch fachlich verschiedene Sprachen zu sprechen und auf ungewissem Terrain neue Wege zu gehen.

Frau Lynen, mit welcher Expertise bringen Sie sich als Mitglied des Smart City Berlin-Strategiebeirats in die Arbeit des Gremiums ein?

Als Vorständin der ZUsammenKUNFT Berlin eG bin ich eine treibende Kraft hinter der kooperativen Entwicklung des Modellprojekts Haus der Statistik. Im Kern geht es darum, das Verhältnis zwischen staatlicher Steuerung und zivilgesellschaftlichen Handeln neu auszubalancieren. In das Gremium kann ich Erfahrungswerte aus dem Entwickeln von gemeinsamen Gestaltungsprozessen einbringen und mich für die Notwendigkeit einer breiten – und ernst gemeinten – Mitwirkung der Stadtgesellschaft stark machen.

Welches sind Ihre konkreten Aufgaben im Rahmen des Strategiebeirats?

Als Expertin für Ko-Produktion und nutzergetragene Stadtentwicklung plädiere ich in Diskussionen des Beirats für ein Denken und Handeln jenseits von Zuständigkeiten. Dies fängt bei der Benennung von anzuhörenden Fachleuten und der Schärfung geeigneter Formate der Mitwirkung an und geht bis hin zu einem kritischen Hinterfragen des Prozesses, der hinter der Erarbeitung der Smart City Strategie steht: Werden alle relevanten Akteure gehört? Wer muss gegebenenfalls aufsuchend angesprochen werden? Wie werden die (Zwischen)ergebnisse gut verständlich kommuniziert? Etc.

Der Klimawandel und knapper werdende Ressourcen sind zentrale Themen für Groß- und Megastädte weltweit. Kann eine Smart City diese Probleme wirklich  lösen?

Eine Smart City trägt im besten Fall zu einer guten Governance bei, um komplexe Herausforderungen wie Klimagerechtigkeit, Zugang zu Raum und ein solidarisches Miteinander koordiniert anzugehen. Das wird einhergehen mit einer Neuverteilung von Macht und Ressourcen. In einer Stadt wirken verschiedene Teilsysteme mit sehr unterschiedlichen Logiken und Zwängen. Eine Smart City sollte zur strategischen Planung beitragen, indem sie mittels guter Schnittstellen auf Kooperation statt auf Konkurrenz setzt.

Unter welchen Voraussetzungen kann Berlin zur Smart City werden?

Unter der Voraussetzung, dass „smart” nicht als Lösung aller Probleme begriffen wird und gleichzeitig eine gemeinwohlorientierte Technologiepolitik vorangetrieben wird. Berlin tut gut daran, nicht in die Abhängigkeit großer Digitalkonzerne zu geraten, sondern bestehende Digitalisierungsprozesse zu demokratisieren, Hoheit über die Daten zu behalten und Schritt für Schritt ein System aufzubauen, mit dem Daten vergesellschaftet werden können.

Smart Cities wirken in nahezu alle Lebens- und Arbeitswelten: Welche Rolle spielen die Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft beim Ausbau Berlins zur Smart City?

Um das Berliner Modell einer Smart City prozesshaft zu erproben, ​​könnten kleinere Pilotprojekte und Experimente auf der lokalen Ebene stehen – etwa in einzelnen Kiezen. So können smarte Vorhaben und Dienste, die auf Daten-Commons beruhen, ohne großes Risiko getestet und iteriert werden: beispielsweise ein bedingungsloses Grundeinkommen, dezentrale Energie- und Versorgungsstrukturen oder auch lokale Anlaufstellen für die digitale Teilhabe, wie beispielsweise KiezLabs.

Welche Smart Cities könnten Vorbilder für Berlin sein?

Barcelona, Reykjavik, Helsinki.

Gibt es smarte Best-Practice-Beispiele in Berlin oder anderen Modellprojekt-Städten und -Kommunen, die Sie besonders innovativ und interessant finden?

Die von einer Bürgerstiftung gegründete Plattform „Your Priorities – Democracy – Open Source" aus Reykjavik finde ich spannend, da sie niedrigschwellig die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen ermöglicht und damit Politikverdrossenheit entgegenwirkt.

Wie sieht für Sie die Stadt der Zukunft aus?

Auch wenn sich viele Utopien, also Idealvorstellungen eines guten Zusammenlebens, (bisher) nicht bewahrheitet haben, lohnt sich das Nachdenken über Zukunft trotzdem: Denn die Entwicklung alternativer Zukünfte soll zum Handeln im Hier und Jetzt motivieren, um die richtigen Weichen zu stellen. Also gut: In der Stadt der Zukunft bekommen alle ein bedingungsloses Grundeinkommen, Public-Civic-Partnerships haben die Bezahlbarkeit von Wohnraum sowie die Versorgung, klimaneutrale Mobilität und den Zugang zum Gesundheitswesen gesichert. Über Commons-orientierte Tools kann jede hier lebenden Person über die Verwendung öffentlicher Mittel und Ressourcen mitbestimmen. Womit fangen wir an?

Könnten Sie bitte folgenden Satz beenden: „Berlin ist smart, weil …“

… es hier die Kapazitäten, Ideen und Akteur:innen gibt, die eine gemeinwohlorientierte, souveräne und nachhaltige Digitalisierung für Berlin mitgestalten und vorantreiben können. (vdo)

 

Leona Lynen, Smart City Berlin Strateggiebeirat
Foto: © Kai Müller

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