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Christoph Beck und Ulrich Jursch

degewo

Die 1924 gegründete degewo ist Berlins führende Wohnungsbaugesellschaft. In zahlreichen Projekten und mit verschiedenen Akteur*innen der Smart City Berlin arbeitet das Unternehmen an neuen Lösungen für smartes Wohnen und eine intelligente Quartiersentwicklung. Einer dieser Ansätze ist der smart_up Innovationspreis, der in diesem Jahr in die dritte Runde geht. Start-ups, Gründer*innen, Unternehmer*innen und Mitarbeiter*innen konnten sich bis Ende Februar dafür bewerben, Berlin gemeinsam mit degewo in zukunftsweisenden Pilotprojekten zu gestalten. Wir sprachen mit degewo-Vorstand Christoph Beck und Ulrich Jursch, Geschäftsführer der degewo netzWerk GmbH, über den diesjährigen Wettbewerb, im Rahmen der Initiative umgesetzten Projekte und die wesentlichen Herausforderungen für das Bauen und Wohnen von Morgen.

Herr Beck, beim smart_up Innovationspreis geht es um frische Ideen und Lösungen für das Wohnen und Bauen der Zukunft. Warum hat die degewo den Preis ins Leben gerufen? 

Christoph Beck: 2017 haben wir den Preis erstmals ausgelobt. Damals ging es uns vor allem darum, die ganze Breite von Lösungen und Anbieter*innen rund um Smart City und die Digitalisierung der Immobilienbranche und der Energiewirtschaft kennenzulernen. Zugleich wollten wir bei Innovator*innen und Start-ups als Kooperationspartner wahrgenommen werden. Natürlich möchten wir auch ein Zeichen setzen – in Richtung der digitalen Zukunft der Immobilienbranche. Inzwischen haben wir den Wettbewerb zum dritten Mal gestartet und andere Aspekte in unser Konzept einfließen lassen.

Und welche Aspekte sind das? 

Wir nutzen smart_up jetzt viel stärker, um nach innen in das Unternehmen hineinzuwirken. Dafür wurde ein eigenes smart_up-Innovationsteam gegründet. Und wir haben den Wettbewerb für interne Ideengeber*innen geöffnet. Außerdem suchen wir viel konkreter nach Lösungen für die Herausforderungen und Bedürfnisse von der degewo. Alles in allem ist smart_up nicht mehr ein eher singuläres Ereignis. Wie sehen den Preis inzwischen als Höhepunkt vieler Innovationsbemühungen, die stärker in die Unternehmenskultur von der degewo Eingang finden. smart_up ist für uns ein Vehikel, passende Ideen für unsere ganz konkreten Bedürfnisse zu finden. Wir wollen kein Innovationstheater, sondern sinnvolle Lösungen für uns und unsere Mieter*innen.

Welche smarten Projekte wurden bisher im Rahmen des Wettbewerbs umgesetzt? 

Ulrich Jursch: Mit unseren Wettbewerbssieger*innen haben wir Pilotprojekte vorbereitet bzw. umgesetzt, die teilweise noch laufen oder erst begonnen haben. Außerdem kooperieren wir mit weiteren Teilnehmer*innen unserer Wettbewerbe – in einem Fall mit einer eigenen Forschungs- und Entwicklungspartnerschaft. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die im Wettbewerb gefundenen Lösungen auf unsere tatsächlichen Bedürfnisse angepasst werden müssen. Dieser Prozess bedarf sehr viel höherer Aufmerksamkeit und Intensität als erwartet. Und das gilt sowohl für das jeweils beteiligte Start-up als auch für uns. 

Am 28. Februar war Bewerbungsschluss: Wie viele Teams haben sich in diesem Jahr beworben? Und können Sie schon etwas über die eingereichten Ideen verraten? 

Ulrich Jursch:Zum aktuellen Stand haben wir 74 Bewerbungen, davon 23 interne, was uns besonders freut. In Summe sind das in etwa so viele wie bei den bisherigen Sessions, aber in Coronazeiten arbeiten wir natürlich unter erschwerten Rahmenbedingungen. Vorher haben wir beispielsweise viele Bewerber*innen über Messepräsenz gewonnen, das war 2021 nicht mehr möglich. Zu den in diesem Jahr eingereichten Ideen können wir noch nichts verraten. Wir bewerten gerade und wählen diejenigen aus, die wir bis Ende April – also vor der Kür der Sieger*innen im Finale – intensiv begleiten werden.

Apropos, neu in diesem Jahr ist ein begleitendes Coaching der Teilnehmer*innen nach der Bewerbungsphase. Was versprechen Sie sich davon?

Ulrich Jursch: Wir haben aus unseren Erfahrungen gelernt: Wenn wir schnell zu Umsetzungen kommen wollen, müssen wir Lösungen finden, die wirklich schon reif dafür sind und auf unsere Herausforderungen und Rahmenbedingungen angepasst werden können. Nicht selten stehen bei der Bewerbung (nur) wunderbare Versprechen auf der Folie. Im Pitch gewinnen dann diejenigen, die gut präsentieren können. Das reicht aber nicht, wenn wir – und das ist das Ziel – Pilotprojekte binnen sechs Monaten auf die Straße bringen wollen. In diesem Jahr haben wir deshalb eine Coachingphase in den Wettbewerb integriert, bevor wir die Sieger*innen küren. In dieser Phase wollen wir die eingereichten Ideen und Lösungen auf Herz und Nieren prüfen und den Teilnehmer*innen die Möglichkeit eröffnen, diese der degewo so anzupassen, dass wir sie nach dem Finale schnell umsetzen können.

Welche wesentlichen Herausforderungen werden das Wohnen und Bauen in der Stadt künftig prägen?

Christoph Beck: Die Wesentlichsten haben wir heute schon. Und das wird auch so bleiben: Bezahlbarkeit für die Mieter, Kostenentwicklung, Akzeptanz der Vorhaben, Verfügbarkeit von Flächen, Quartiersintegration, Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Bauten vor allem in puncto Kundenerwartungen, Klimaschutz, Architektur und Digitalisierung. Also eigentlich nichts Neues.

Und wie kann man ihnen smart begegnen? 

Ulrich Jursch: Vor allem durch Kontaktaufnahme – in welcher Form auch immer – durch ein gutes Miteinander auf Augenhöhe und mit möglichst vielen „Innovations-Wow-Effekten“.

Gibt es bereits Best Practice-Beispiele der degewo für zukunftsgerechtes Bauen?

Christoph Beck:  Derer gibt es viele. Und dabei denken wir nicht zuerst an Leuchttürme – wie etwa das degewo-Zukunftshaus – oder unsere Quartiersentwicklungen: darunter die Gropiusstadt, das degewo-Quartier „Mariengrün“ in Marienfelde oder Neubauten mit besonderen technischen Features. Es sind vielmehr die Lernkurven aus den Leuchtturmprojekten, die wir später in baulichen Beispielen im Tagesgeschäft nutzen. Denn diese Lernkurven machen Zukunftsfähigkeit aus. Bei uns fließen sie zum Beispiel in Planungsvorgaben ein, die für alle Bauvorhaben maßgeblich werden – etwa in unsere „werkFibel“ für Neubauten.

Mitbestimmung ist ein Eckpfeiler der Smart City Berlin. Inwiefern beziehen Sie Bewohner*innen von degewo-Qartieren in Planungs- und Gestaltungsmaßnahmen ein?

Christoph Beck: Das ist für uns inzwischen eine Selbstverständlichkeit und Standard bei allen großen Bauvorhaben. Wir haben eigene Partizipationskonzepte entwickelt und suchen nach Lösungen, wie wir Mieterbeteiligung künftig noch stärker digital unterstützen können. Dies gilt übrigens auch für die aktuelle Runde von smart_up.

Wo liegt für Sie das größte Potenzial der Smart City Berlin? Wo die größte Schwäche?

Ulrich Jursch: Potenzial hat vor allem die Vielfalt dieser Stadt, die Menge und die Mischung von Entrepreneur*innen und Akteur*innen die sich von dieser Stadt angezogen fühlen. Hinzu kommt der Geist von Berlin, sich stets verändern zu müssen, um bestehen zu bleiben. Es gibt hier einfach sehr viele engagierte, kluge Menschen, die etwas bewegen wollen. Schwächen gibt es auch, aber nicht „die“ eine. Und wir schauen lieber nach vorn und betrachten das Positive.

Wie sieht für Sie die Stadt der Zukunft aus?

Christoph Beck: An dieser Stelle können eigentlich nur Allgemeinplätze von uns kommen. Wir behaupten daher: Das weiß eigentlich niemand. Versuchen Sie mal, sich in die Sicht der Zeit und die Städte vor hundert Jahren zu versetzen und vergleichen Sie die Fantasien aus dem damaligen Blickwinkel mit den heutigen Möglichkeiten. Die Wirklichkeit wird unsere Vorstellungskraft überholen.

Beenden Sie bitte folgenden Satz: Berlin ist smart, weil ...

Ulrich Jursch: ... diese Stadt sich aus sich selbst heraus immer wieder neu erfinden muss. Sie schafft es immer wieder, ein Ort für gutes Leben zu sein.

degewo, Smart CityBerlin, Ulrich Jursch, Christoph Beck
Credit: Christoph Beck (links): Frank Nürnberger; Ulrich Jursch (rechts): Tina Merkau

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