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Nicolas Zimmer

Technologiestiftung Berlin

Mit „Künstliche Intelligenz in Berlin und Brandenburg“ legte die Technologiestiftung eine branchenübergreifende Studie zu den Technologietrends und deren Bedeutung für die Stadt vor. Die immer größeren Möglichkeiten, Systeme künstlich intelligent zu machen, sind nahezu überall vorhanden, wo digitale Tools in der Anwendung sind: im Prozessmanagement, im Verkehrs- und Gesundheitsbereich, in der industriellen Produktion und in der Finanzwelt. Wir haben den Vorstandsvorsitzenden der Technologiestiftung Berlin und smarten Kopf Nicolas Zimmer zum Gespräch getroffen:

Berlin soll die Nummer eins für die digitale Zukunft der Gesellschaft werden – wie wollen Sie das erreichen?

Der Wirtschaftsstandort Berlin ist bereits sehr gut für die digitale Zukunft aufgestellt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Seit 2012 fanden rund die Hälfte aller deutschen Unternehmensgründungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz in Berlin statt. Bei anderen Zukunftsthemen wie Internet of Things sieht es ähnlich aus. Wir haben also sehr viele sehr gut ausgebildete Leute in der Stadt, die für digitale Themen und die damit verbundenen Chancen offen sind, ja, sie selbst vorantreiben. Wir sollten diese Szene noch stärker vor Ort einbinden, Daten zur Verfügung stellen und Begegnungen initiieren, um Datenbereitsteller und -nutzer rund um das Thema zusammenzubringen, Schnittstellen zu definieren und Projekte zu initiieren. Aber es geht nicht nur auf der Grundlage von privatem Engagement. Die Stadt und ihre Infrastrukturgesellschaften sollten auch selbst als Projektentwickler auftreten und Leuchtturmprojekte aufsetzen. Gerade in Berlin bringen digitale Projekte die Wirtschaft und die Gesellschaft voran.

Wie viel Smartes steckt bereits in Berlin?

Berlin hat im Infrastrukturbereich schon einiges auf den Weg gebracht, was die Stadt smart macht. Der öffentliche Verkehr beispielsweise wird in Echtzeit digital abgebildet und gesteuert. Wir alle profitieren davon: Wer mit den Öffentlichen in Berlin unterwegs ist, kann sich die Echtzeitdaten per App aufs Handy holen und danach seine Wege planen. Es gibt auch vernetzte Quartiere wie beispielsweise den EUREF-Campus in Schöneberg, wo Erneuerbare Energien vor Ort genutzt werden, um E-Autos aufzuladen und überschüssige Energie ins Netzwerk einzuspeisen. Die Beispiele zeigen: Es gibt Bereiche und Quartiere in Berlin, die bereits digitale Möglichkeiten nutzen. Aber es gibt weiterhin Handlungsbedarf, und der Druck wird auch für längere Zeit bestehen bleiben, da sich die Möglichkeiten durch die sehr dynamische technologische Entwicklung ständig vergrößern.

Und warum sollte die Stadt noch smarter werden?

Ich glaube, Beispiele wie die Verkehrs-App zeigen, worum es geht: mehr Effizienz, mehr Komfort, mehr Transparenz. Wer die Verkehrsdaten in Echtzeit auf dem Handy hat, kann seine Wege ganz anders planen und besser über seine Zeit verfügen. Er braucht nicht mehrere Runden um den Block zu fahren, um einen Parkplatz zu finden. Er kann Autos mit anderen teilen und dazu beitragen, dass wir weniger Autos brauchen, um unsere täglichen Wege zu erledigen. Damit tragen wir alle dazu bei, die Stadt leiser, sauberer und lebenswerter zu machen.

Stichwort „Smart Grid“ – intelligente Stromnetze sollen die Stromwende einleiten. Was genau steckt dahinter?

Smart Grids sind digitale Tools, die für eine effiziente Energienutzung sorgen und auch Schwankungen ausgleichen können, die beispielsweise durch die Einspeisung Erneuerbarer Energien im Netz entstehen. So kann ein Smart Grid dafür sorgen, dass sich Geräte, die nicht immer laufen müssen, dann einschalten, wenn viel Energie eingespeist wird. Da schaltet sich zum Beispiel die Waschmaschine ein, wenn die Photovoltaik auf dem Dach die Energie aus dem Sonnenschein einspeist. Hier kann die Digitalisierung ihre Stärke voll ausspielen: Kein Mensch kann solche Datenmengen und die Komplexität, die sich beispielsweise durch das nicht steuerbare Wettergeschehen ergibt, so effizient und nachhaltig steuern wie ein solches Smart Grid.

Welche Chancen – aber auch Herausforderungen sehen Sie für die nahe Zukunft?

Was den deutschen Städten und Kommunen meines Erachtens grundsätzlich noch fehlt, ist ein klares Rollenverständnis. Die Kommune besitzt mit den Daten aus allen Lebensbereichen ein Vermögen. Wie will sie mit den Daten umgehen?  Was will sie selbst entwickeln? Was erwartet sie von kommunalen Unternehmen? Welche Daten werden offen gestellt oder – diesen Vorschlag gab es ja auch - an Private verkauft, die damit Geschäftsmodelle entwickeln können? Die Kommunen brauchen bald Antworten auf diese Fragen. Sie brauchen digitale Strategien.

Was sind die aktuellen Entwicklungen am Standort Berlin?

Erfreulich sind vor allem, dass nach wie vor große Interesse und Engagement an dem Thema Smart City in Berlin, so wie es sich im Netzwerk Smart City Berlin widerspiegelt. Neben einer Strategie sind auch immer Projekte als Prototypen wichtig, um Smartness in der Stadt auszurollen. Konkrete Beispiele für aktuelle Entwicklungen zeigen sich in der Weiterentwicklung der Zukunftsorte, der Umsetzung des Berliner Energie Konzeptes, den Smart City Projekten aus dem Strategiedialog, wie zum Beispiel dem Smart Business District, und nicht zuletzt in unserer Beratungsstelle Open Data für die Verwaltung (ODIS). Flankiert werden die Projekte durch die das Berliner Energiewende- und das Berliner Mobilitätsgesetz, die klare Ziele definieren. Um diese zu erreichen, ist es in erster Linie wichtig, ins Tun zu kommen und anzufangen!

Wie wird die Stadt in fünf Jahren aussehen?

Ich glaube nicht, dass sich die Stadt in den nächsten fünf Jahren grundsätzlich verändern wird. Ich weiß auch nicht, ob das notwendig ist. Ich glaube allerdings, dass die Digitalisierung uns viele Möglichkeiten an die Hand gibt, das Wachstum, das wir erfreulicherweise haben, gut zu bewältigen. Ich bin überzeugt davon, dass Berlin in fünf Jahren trotz steigender Einwohnerzahlen beispielsweise weniger fossile Brennstoffe verbrauchen wird als heute und weniger Verkehr managen muss, also trotz Verdichtung mehr Lebensqualität bieten wird.  

Zu guter Letzt: Könnten Sie bitte folgenden Satz beenden: „Berlin ist smart, weil …"

... diese Stadt sich permanent neu erfindet.

©Technologiestiftung Berlin

Dr. Anita Dame

„Klimatransformation ist ein Marathon“, sagt Dr. Anita Dame. Seit 2020 leitet sie als Geschäftsführerin das Climate Change Center Berlin Brandenburg.

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Matthias Heskamp

...ist Geschäftsführer der Reallabor Radbahn gUG sowie Vorstand von paper planes e.V. Der Verein hat die Idee des Reallabors Radbahn entwickelt und…

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Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring

... ist Projektleiterin „Zukunft findet Stadt“ und Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Wissenschaftskommunikation an der HTW Berlin.

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