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Kiezblock: verkehrsberuhigte Areale in Berlin
© Berlin Partner/eventfotografen.berlin
22.06.2023

Leitfaden „Kiezblocks“ veröffentlicht

In den vergangenen Jahren hat die Verkehrsbelastung in den Berliner Kiezen stark zugenommen. Lärm- und Luftbelastung sind gestiegen und besonders Kinder und ältere Menschen fühlen sich auf der Straße nicht mehr sicher. Ein neuer Leitfaden, den die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt in enger Abstimmung mit den Bezirken entwickelt hat, zeigt auf, wie der Verkehr in den Kiezen beruhigt werden kann – und die Lebensqualität für alle erhöht.

Wie können die Kieze wieder zu Orten werden, in denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner gern aufhalten? Zu Orten, in denen Schulwege gefahrlos von Schülerinnen und Schülern genutzt werden können und in denen auch ältere Menschen problemlos und sicher über die Straßen gehen? Vor allem der motorisierte Durchgangsverkehr hat die Verkehrssicherheit in den Berliner Kiezen in den vergangenen Jahren stark herabgesetzt. Die Straßen sind dadurch nicht nur gefährlicher für alle geworden, auch der vom Verkehr ausgehende Lärm sowie die Schadstoffe der Abgase belasten die Anwohnenden in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung.

Berlin steht daher – wie viele andere Metropolen auch – vor der Aufgabe, die Lebensqualität in der Stadt wieder zu steigern und die Kieze den Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. In den Mittelpunkt rücktet das Thema während der Pandemie, als der Kiez zum Lebenszentrum wurde. Großes Vorbild für verkehrsberuhigte, verkehrsarme oder bestenfalls verkehrslose Quartiere sind die sogenannten Superblocks in Barcelona. Der erste entstand dort 2017 im Stadtviertel Poblenou. Durchgangsverkehr wird in den Superblocks aus den Vierteln herausgehalten. Der neu gewonnene Raum steht Fußgängerinnen und Fußgängern und dem Radverkehr zur Verfügung. Grünflächen und Begegnungsräume sind willkommene und die Stadt entlastende Alternativen zu Staus und Parkplatz-Suchverkehr.

Berlin erprobt die Umsetzung von „Kiezblocks“, um die Verkehrswende voranzubringen. Inzwischen gibt es bereits mehr als 50 Kiezblocks-Initiativen in der Stadt, die jedoch völlig unabhängig voneinander arbeiten. Nicht nur das Verständnis davon, was eigentlich ein Kiezblock ist, unterscheidet sich dabei. Auch Fragen wie „Sind Kiezblocks nur vom Verkehr befreite Wohnareale?“ oder „Gehören auch Themen wie Entsiegelung und Begrünung dazu?“ sind nach wie vor nicht einheitlich geklärt. 

Im Umsetzungsprozess verfahren die Berliner Kiezblocks ebenso uneinheitlich. So werden zum Beispiel die Art der einbezogenen Maßnahmen, die Einbindung von Interessensgruppen und auch die Umsetzung der Projekte unterschiedlich gehandhabt. Der daraus resultierende mangelnde Austausch zwischen den Kiezblock-Initiativen schmälert Lerneffekte. Schlimmstenfalls werden vermeidbare Fehler wiederholt.

Wertvolle Unterstützung könnten hier künftig die Ergebnisse des länder- und städteübergreifenden Forschungsprojekts „Stadtquartiere im menschlichen Maßstab umgestalten“ bieten. Das Deutsche Institut für Urbanistik (difu) untersucht gemeinsam mit Partnern aus Wien, Potsdam und Ljubljana die Potenziale von Super- oder Kiezblocks für deutsche und europäische Städte. Erarbeitet sollen hier Implementierungs- und Beteiligungsstrategien für Super- oder Kiezblocks werden. Basis des Projekts sind die Erkenntnisse aus zwei Reallaboren in Berlin und Wien.

Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt hat in enger Abstimmung mit den Bezirken einen Leitfaden zur Verkehrsberuhigung von Kiezen erstellt. Dieser enthält neben Maßnahmen, die den motorisierten Durchgangsverkehr unterbinden sollen, auch Ansätze zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sowie zur Steigerung der Aufenthaltsqualität in den Kiezen. Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind ebenfalls aufgeführt. (SK/vdo)

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